Gestaltest du dein Leben oder bist du Opfer deines Dienstplans?
Sind wir mal ehrlich. Da kommt dieser Dienstplan und löst genau WAS in dir aus? Fühlst du dich durch diese Planung fremd gesteuert? Von wegen Leben selbst gestalten. Da ist dieser Dienstplan und dann musst du machen!
Die rechtliche Sicht (Vorsicht, ich bin kein Jurist!) ist, soweit ich weiß, recht klar. Der Arbeitgeber hat einmaliges Direktionsrecht (oder so ähnlich) und darf dir (wenn im Arbeitsvertrag nicht anders vereinbart) einen Dienstplan vorsetzen. Alle weiteren Änderungen bedürfen deiner Zustimmung.
Also darf dein:e Vorgesetzte:r ja doch über dich bestimmen. Oder? Schauen wir uns doch mal den Arbeitsmarkt an. Fakt ist, wir haben Fachkräftemangel und von diesem ist auch die Pflege stark betroffen. Du als Pflegefachkraft könntest also zur nächsten Pflegeeinrichtung um die Ecke gehen und würdest aller Wahrscheinlichkeit nach sofort einen neuen Job bekommen. Dementsprechend hast du die Qual der Wahl. Du entscheidest, wer dein Arbeitgeber ist.
Als ich noch nicht selbstständig war, habe ich beim letzten Arbeitgeberwechsel einen finanziell sehr lukrativen Arbeitsvertrag angenommen. Was ich bekam? Für mich damals reichlich Geld, Überstunden, die nicht extra gezahlt wurden, die Auflage immer erreichbar zu sein, Urteile darüber, wie ich mein Privatleben zu gestalten habe. Und ganz ehrlich: Da hört es dann echt auf! Bei mir zumindest. Ich bin ein sehr freiheitsliebender, selbstbestimmter Mensch – ja, manch einer sagt auch willensstark und stur! Aber ehrlich, das ist gut. Denn das hält mich gesund.
Also frag dich doch mal: Ist es wirklich so, dass jemand über mich bestimmen kann? Ja, der Arbeitgeber hat Direktionsrecht. Und ja, wir Chefs sind darauf angewiesen, dass auch bei Ausfällen von Personal eingesprungen wird. Ohne das funktioniert das Ganze nicht. Aber hast du Mitspracherecht? Ist es möglich, dass du Wünsche für den Dienstplan abgibst? Achtet dein:e Vorgesetzte:r darauf, ob du lieber tagsüber oder nachts arbeitest? Kommt der Dienstplan so, dass du ausreichend Zeit hast, deine privaten Dinge noch zu planen (Arzttermine, Kinderbetreuung, …)? Darfst du Dienste mit Kolleg:innen tauschen? Fühlst du dich ernst genommen, wenn du deine Bedürfnisse ausdrückst?
Nein, auch ich kann nicht zaubern. Und auch meine Leitungskräfte nicht. Und nein, wir können auch nicht immer und auf alles Rücksicht nehmen. Aber wir tun unser Bestmögliches. Jederzeit! Wir arbeiten mit Dienstplanvorlieben, die kann jeder angeben und jederzeit auch ändern (wie viele Nachtdienste am Stück sind ok, lieber früh oder spät, …). Es gibt ein Wunschbuch, wo monatsbezogen eingetragen wird. Und es gibt die Möglichkeit im Team zu tauschen. Und mit einem starken Team was füreinander einsteht, ist dies immer eine Option, seinen Plan “hübsch” zu machen, wenn doch mal was missfällt.
Wir sind, wie schon gesagt, auch auf eure Bereitschaft angewiesen. Wären meine Mitarbeiter:innen nie erreichbar und nicht bereit einzuspringen, würde ich echt dumm dastehen. Noch viel mehr. Ich könnte dicht machen. Denn ich könnte meine Verträge und damit verbunden Aufträge nicht mehr einhalten. PFLiTS kann immer nur so gut sein, wie sein Team ist. Und so ist es überall.
Ich will euch ermutigen zu sehen, dass es Möglichkeiten gibt! Es gibt Möglichkeiten mitzugestalten. Sich dem Direktionsrecht des Arbeitgebers nicht einfach hinzugeben ohne jegliches Mitspracherecht. Mir wurde mal gesagt „Glücklich ist der, der seinen Gestaltungsraum innerhalb eines vorgegeben Systems nutzt“. Und ja, da ist was dran.
Nutzt eure Möglichkeiten. Schaut, wie es möglich werden kann mitzureden. Was brauchen die euch anvertrauten Patient:innen, was braucht ihr als Team und was brauchst du selbst? Wie könnte das alles zusammen kommen oder sich in einem Kompromiss treffen? Das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Es hat ganz viele Facetten dazwischen. Bleibt neugierig und offen.
Achtet gut auf euch UND eure Patienten. Ihr alle seid so wertvoll! Eure Patienten, eure Kollegen, ihr selbst! Jeder von euch hat es verdient, mit seinen Wünschen und Bedürfnissen ernst genommen zu werden!