Pflegedienst PFLiTS auf der Messe in Leipzig
Pfle­ge­dienst PFLiTS auf der Mes­se in Leip­zig
26. September 2017
Eltern als The­ra­peu­ten
24. März 2022

Dienst­plan­Selbst­be­stim­mung

Opfer des Dienst­plans

Gestal­test du dein Leben oder bist du Opfer dei­nes Dienst­plans?

Sind wir mal ehr­lich. Da kommt die­ser Dienst­plan und löst genau WAS in dir aus? Fühlst du dich durch die­se Pla­nung fremd gesteu­ert? Von wegen Leben selbst gestal­ten. Da ist die­ser Dienst­plan und dann musst du machen!

Mhh, naja. Musst du wirk­lich?

Die recht­li­che Sicht (Vor­sicht, ich bin kein Jurist!) ist, soweit ich weiß, recht klar. Der Arbeit­ge­ber hat ein­ma­li­ges Direk­ti­ons­recht (oder so ähn­lich) und darf dir (wenn im Arbeits­ver­trag nicht anders ver­ein­bart) einen Dienst­plan vor­set­zen. Alle wei­te­ren Ände­run­gen bedür­fen dei­ner Zustim­mung.

Also darf dein:e Vorgesetzte:r ja doch über dich bestim­men. Oder? Schau­en wir uns doch mal den Arbeits­markt an. Fakt ist, wir haben Fach­kräf­te­man­gel und von die­sem ist auch die Pfle­ge stark betrof­fen. Du als Pfle­ge­fach­kraft könn­test also zur nächs­ten Pfle­ge­ein­rich­tung um die Ecke gehen und wür­dest aller Wahr­schein­lich­keit nach sofort einen neu­en Job bekom­men. Dem­entspre­chend hast du die Qual der Wahl. Du ent­schei­dest, wer dein Arbeit­ge­ber ist.

Als ich noch nicht selbst­stän­dig war, habe ich beim letz­ten Arbeit­ge­ber­wech­sel einen finan­zi­ell sehr lukra­ti­ven Arbeits­ver­trag ange­nom­men. Was ich bekam? Für mich damals reich­lich Geld, Über­stun­den, die nicht extra gezahlt wur­den, die Auf­la­ge immer erreich­bar zu sein, Urtei­le dar­über, wie ich mein Pri­vat­le­ben zu gestal­ten habe. Und ganz ehr­lich: Da hört es dann echt auf! Bei mir zumin­dest. Ich bin ein sehr frei­heits­lie­ben­der, selbst­be­stimm­ter Mensch – ja, manch einer sagt auch wil­lens­stark und stur! Aber ehr­lich, das ist gut. Denn das hält mich gesund.

Also frag dich doch mal: Ist es wirk­lich so, dass jemand über mich bestim­men kann? Ja, der Arbeit­ge­ber hat Direk­ti­ons­recht. Und ja, wir Chefs sind dar­auf ange­wie­sen, dass auch bei Aus­fäl­len von Per­so­nal ein­ge­sprun­gen wird. Ohne das funk­tio­niert das Gan­ze nicht. Aber hast du Mit­spra­che­recht? Ist es mög­lich, dass du Wün­sche für den Dienst­plan abgibst? Ach­tet dein:e Vorgesetzte:r dar­auf, ob du lie­ber tags­über oder nachts arbei­test? Kommt der Dienst­plan so, dass du aus­rei­chend Zeit hast, dei­ne pri­va­ten Din­ge noch zu pla­nen (Arzt­ter­mi­ne, Kin­der­be­treu­ung, …)? Darfst du Diens­te mit Kolleg:innen tau­schen? Fühlst du dich ernst genom­men, wenn du dei­ne Bedürf­nis­se aus­drückst?

Nein, auch ich kann nicht zau­bern. Und auch mei­ne Lei­tungs­kräf­te nicht. Und nein, wir kön­nen auch nicht immer und auf alles Rück­sicht neh­men. Aber wir tun unser Best­mög­li­ches. Jeder­zeit! Wir arbei­ten mit Dienst­plan­vor­lie­ben, die kann jeder ange­ben und jeder­zeit auch ändern (wie vie­le Nacht­diens­te am Stück sind ok, lie­ber früh oder spät, …). Es gibt ein Wunsch­buch, wo monats­be­zo­gen ein­ge­tra­gen wird. Und es gibt die Mög­lich­keit im Team zu tau­schen. Und mit einem star­ken Team was für­ein­an­der ein­steht, ist dies immer eine Opti­on, sei­nen Plan “hübsch” zu machen, wenn doch mal was miss­fällt.

Will ich euch zu stu­ren Nein­sa­gern machen? Nein!

Wir sind, wie schon gesagt, auch auf eure Bereit­schaft ange­wie­sen. Wären mei­ne Mitarbeiter:innen nie erreich­bar und nicht bereit ein­zu­sprin­gen, wür­de ich echt dumm daste­hen. Noch viel mehr. Ich könn­te dicht machen. Denn ich könn­te mei­ne Ver­trä­ge und damit ver­bun­den Auf­trä­ge nicht mehr ein­hal­ten. PFLiTS kann immer nur so gut sein, wie sein Team ist. Und so ist es über­all.

Was will ich dann?

Ich will euch ermu­ti­gen zu sehen, dass es Mög­lich­kei­ten gibt! Es gibt Mög­lich­kei­ten mit­zu­ge­stal­ten. Sich dem Direk­ti­ons­recht des Arbeit­ge­bers nicht ein­fach hin­zu­ge­ben ohne jeg­li­ches Mit­spra­che­recht. Mir wur­de mal gesagt „Glück­lich ist der, der sei­nen Gestal­tungs­raum inner­halb eines vor­ge­ge­ben Sys­tems nutzt“. Und ja, da ist was dran.

Nutzt eure Mög­lich­kei­ten. Schaut, wie es mög­lich wer­den kann mit­zu­re­den. Was brau­chen die euch anver­trau­ten Patient:innen, was braucht ihr als Team und was brauchst du selbst? Wie könn­te das alles zusam­men kom­men oder sich in einem Kom­pro­miss tref­fen? Das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Es hat ganz vie­le Facet­ten dazwi­schen. Bleibt neu­gie­rig und offen.

Ach­tet gut auf euch UND eure Pati­en­ten. Ihr alle seid so wert­voll! Eure Pati­en­ten, eure Kol­le­gen, ihr selbst! Jeder von euch hat es ver­dient, mit sei­nen Wün­schen und Bedürf­nis­sen ernst genom­men zu wer­den!