Ein Nein zu Jeman­den ist ein Ja zu uns
24. März 2022
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24. März 2022

Selbst­für­sor­ge im Pfle­ge­all­tag

Selbst­für­sor­ge für außer­kli­ni­sche Pfle­ge­kräf­te

Jaja­ja, jetzt will die Selbst­stän­di­ge die sich ihre Ter­mi­ne legt, wie sie sie braucht und sowie­so machen kann was sie will euch Pfle­ge­kräf­ten auch noch sagen, wie Selbst­für­sor­ge geht. Wenn du jetzt denkst „Was für ein Bull­shit“ dann ent­schei­de dich bit­te an die­ser Stel­le. Was fühlt sich bes­ser an: Der Gedan­ke dass es dafür sowie­so kei­ner­lei Mög­lich­kei­ten gibt oder die Idee dass es doch Optio­nen gibt, dei­nen Arbeits­all­tag in der häus­li­chen Inten­siv­pfle­ge zu ver­schö­nern?

Falls sich letz­te­res für dich bes­ser anfühlt, lies ger­ne wei­ter. Falls du wei­ter in Sack­gas­sen ver­har­ren willst, ver­geu­de dei­ne Zeit nicht mit mei­nen Wor­ten.

Immer wie­der erle­be ich im Gespräch mit pfle­gen­den Mitarbeiter:innen, dass Mög­lich­kei­ten nicht erkannt wer­den, viel­leicht sogar noch gejam­mert wird über schein­bar unver­än­der­ba­re Bedin­gun­gen. Aber ist denn wirk­lich alles unver­än­der­bar? Ich tra­ge hier mal ein paar Bei­spie­le zusam­men, was die Pipi Lang­strumpf in mir bereits selbst für euch getes­tet oder Mitarbeiter:innen emp­foh­len hat.

„Im Nacht­dienst habe ich viel zu wenig Bewe­gung!“ Tja, ein Fit­ness­stu­dio im häus­li­chen Umfeld der Pati­en­ten­fa­mi­lie auf­bau­en wird uns wohl nicht gelin­gen. Mit dem Pati­en­ten Spa­zier­gän­ge im Nacht­dienst machen wohl auch nicht. Abaaaaaaa, tada­aaaaaa, ich erin­ne­re mich an lus­ti­ge Nacht­diens­te auf einem Step­per. Tags­über wur­de der im Schrank bzw. unterm Bett des Pati­en­ten ver­steckt und nachts erfreu­te sich der jewei­li­ge Nacht­dienst an der lei­sen, raum­spa­ren­den Mög­lich­keit des Knack­po­trai­nie­rens. Und Yoga, Pila­tes und was weiß ich noch alles, klappt in ein­zel­nen Pati­en­ten­zim­mern oder nutz­ba­ren Neben­räu­men auch. Viel Spaß beim Aus­pro­bie­ren!

„Wenn ich zum Früh­dienst muss, habe ich super Stress die Kids recht­zei­tig in der Kita zu haben, damit ich pünkt­lich beim Pati­en­ten ankom­me!“ Öhm ja, war­um nicht im Team dar­über reden und die Dienst­zei­ten anpas­sen? Ja, da könn­ten Hür­den kom­men. Pati­en­ten im Kin­des­al­ter bspw. die sehr zei­tig vom Fahr­dienst abge­holt wer­den um inklu­si­ve Pfle­ge­kraft zur Schu­le gefah­ren zu wer­den. Aber auch hier kos­tet eine Anfra­ge beim Fahr­dienst nichts außer ein paar weni­ger Minu­ten Zeit. Und wisst ihr was ganz oft als Ant­wort kommt „Ach Quatsch, geht ja schon!“ Stress ist Gift für den Kör­per. Und geht ja schon ist Über­le­bens­mo­dus, nicht Leben. Bit­te lie­be Pfle­ge­kräf­te nehmt euch, eure Gefüh­le und Bedürf­nis­se ernst. Nur dann ist für euch und eure Gesund­heit gesorgt.

„Ich kann doch den Ange­hö­ri­gen nicht sagen, dass sie mich ner­ven!“ Echt nicht? War­um nicht? Ich erle­be oft Pati­en­ten­el­tern, die bet­teln förm­lich um Feed­back. Und auch wenn sie es nicht tun. Wenn es dir schlecht geht mit gewis­sen Ver­hal­tens­wei­sen von Pati­ent oder des­sen Ange­hö­ri­gen, dann gehört das the­ma­ti­siert. Du bist Pfle­ge­kraft, kei­ne Seel­sor­ge, kein Unzu­frie­den­heits­müll­ei­mer, kei­ne Psy­cho­the­ra­pie­pra­xis, kei­ne Fami­li­en­hil­fe, kein Ehe­streit­schlich­tungs­ein­satz­kom­man­do … Dein Job ist die:den dir anver­trau­ten Patient:in adäquat zu pfle­gen. Und damit du das kannst musst du auch dich pfle­gen und dei­ne nerv­li­chen Res­sour­cen pfle­gen. Ja, du darfst eine Mei­nung haben zu Din­gen, die dei­nen Dienst­ver­lauf beein­flus­sen. Ja, du darfst dich zei­gen und äußern. Ja, du bist wich­tig!

Also lie­be Pfle­ge­kräf­te. Lasst uns in Ideen und Mög­lich­kei­ten den­ken. Lasst uns euren Job so schön wie mög­lich gestal­ten. Dass, was ihr tut ist so unglaub­lich wich­tig. Ihr seid so unglaub­lich wich­tig. Und wenn euch nichts ein­fällt, dann fragt nach. Besprecht euch im Team oder fragt die Pipi Lang­strumpf in mir. Viel­leicht fällt mir noch was ein!

Ich glau­be die Prä­gung dass Arbeit schwer und anstren­gend sein muss, steckt tief in uns drin. Die­se Prä­gung kom­bi­niert damit die eige­nen Bedürf­nis­se nicht so wich­tig zu neh­men wie die des Gegen­über, ist eine lang­fris­tig krank­ma­chen­de Mischung (hab ich übri­gens für euch getes­tet). Die Burn Out Quo­te im Pfle­ge­be­reich ist hoch. Der Fach­kräf­te­man­gel ein seit Jah­ren bestehen­des Pro­blem. Des­halb mein Appell:

NIMM DICH WICH­TIG! Denn DU BIST WICH­TIG!

Dan­ke fürs Lesen!
Ant­je