Jajaja, jetzt will die Selbstständige die sich ihre Termine legt, wie sie sie braucht und sowieso machen kann was sie will euch Pflegekräften auch noch sagen, wie Selbstfürsorge geht. Wenn du jetzt denkst „Was für ein Bullshit“ dann entscheide dich bitte an dieser Stelle. Was fühlt sich besser an: Der Gedanke dass es dafür sowieso keinerlei Möglichkeiten gibt oder die Idee dass es doch Optionen gibt, deinen Arbeitsalltag in der häuslichen Intensivpflege zu verschönern?
Falls sich letzteres für dich besser anfühlt, lies gerne weiter. Falls du weiter in Sackgassen verharren willst, vergeude deine Zeit nicht mit meinen Worten.
Immer wieder erlebe ich im Gespräch mit pflegenden Mitarbeiter:innen, dass Möglichkeiten nicht erkannt werden, vielleicht sogar noch gejammert wird über scheinbar unveränderbare Bedingungen. Aber ist denn wirklich alles unveränderbar? Ich trage hier mal ein paar Beispiele zusammen, was die Pipi Langstrumpf in mir bereits selbst für euch getestet oder Mitarbeiter:innen empfohlen hat.
„Im Nachtdienst habe ich viel zu wenig Bewegung!“ Tja, ein Fitnessstudio im häuslichen Umfeld der Patientenfamilie aufbauen wird uns wohl nicht gelingen. Mit dem Patienten Spaziergänge im Nachtdienst machen wohl auch nicht. Abaaaaaaa, tadaaaaaaa, ich erinnere mich an lustige Nachtdienste auf einem Stepper. Tagsüber wurde der im Schrank bzw. unterm Bett des Patienten versteckt und nachts erfreute sich der jeweilige Nachtdienst an der leisen, raumsparenden Möglichkeit des Knackpotrainierens. Und Yoga, Pilates und was weiß ich noch alles, klappt in einzelnen Patientenzimmern oder nutzbaren Nebenräumen auch. Viel Spaß beim Ausprobieren!
„Wenn ich zum Frühdienst muss, habe ich super Stress die Kids rechtzeitig in der Kita zu haben, damit ich pünktlich beim Patienten ankomme!“ Öhm ja, warum nicht im Team darüber reden und die Dienstzeiten anpassen? Ja, da könnten Hürden kommen. Patienten im Kindesalter bspw. die sehr zeitig vom Fahrdienst abgeholt werden um inklusive Pflegekraft zur Schule gefahren zu werden. Aber auch hier kostet eine Anfrage beim Fahrdienst nichts außer ein paar weniger Minuten Zeit. Und wisst ihr was ganz oft als Antwort kommt „Ach Quatsch, geht ja schon!“ Stress ist Gift für den Körper. Und geht ja schon ist Überlebensmodus, nicht Leben. Bitte liebe Pflegekräfte nehmt euch, eure Gefühle und Bedürfnisse ernst. Nur dann ist für euch und eure Gesundheit gesorgt.
„Ich kann doch den Angehörigen nicht sagen, dass sie mich nerven!“ Echt nicht? Warum nicht? Ich erlebe oft Patienteneltern, die betteln förmlich um Feedback. Und auch wenn sie es nicht tun. Wenn es dir schlecht geht mit gewissen Verhaltensweisen von Patient oder dessen Angehörigen, dann gehört das thematisiert. Du bist Pflegekraft, keine Seelsorge, kein Unzufriedenheitsmülleimer, keine Psychotherapiepraxis, keine Familienhilfe, kein Ehestreitschlichtungseinsatzkommando … Dein Job ist die:den dir anvertrauten Patient:in adäquat zu pflegen. Und damit du das kannst musst du auch dich pflegen und deine nervlichen Ressourcen pflegen. Ja, du darfst eine Meinung haben zu Dingen, die deinen Dienstverlauf beeinflussen. Ja, du darfst dich zeigen und äußern. Ja, du bist wichtig!
Also liebe Pflegekräfte. Lasst uns in Ideen und Möglichkeiten denken. Lasst uns euren Job so schön wie möglich gestalten. Dass, was ihr tut ist so unglaublich wichtig. Ihr seid so unglaublich wichtig. Und wenn euch nichts einfällt, dann fragt nach. Besprecht euch im Team oder fragt die Pipi Langstrumpf in mir. Vielleicht fällt mir noch was ein!
Ich glaube die Prägung dass Arbeit schwer und anstrengend sein muss, steckt tief in uns drin. Diese Prägung kombiniert damit die eigenen Bedürfnisse nicht so wichtig zu nehmen wie die des Gegenüber, ist eine langfristig krankmachende Mischung (hab ich übrigens für euch getestet). Die Burn Out Quote im Pflegebereich ist hoch. Der Fachkräftemangel ein seit Jahren bestehendes Problem. Deshalb mein Appell:
NIMM DICH WICHTIG! Denn DU BIST WICHTIG!
Danke fürs Lesen!
Antje